Stille Stimmen – Zukunftsvisionen

Vor ein paar Tagen hat mich die Einladung erreicht, meine Gedanken zur Zukunft im Rahmen des Projektes „stille Stimmen“ mit zu teilen. Mich hat die Idee Zukunftsvisionen und Impulse für Veränderungen zu sammeln, sehr angesprochen.

Ich arbeite schon seit über 25 Jahren als ganzheitlich ausgerichtete Logopädin und spirituelle Beraterin mit Menschen aller Altersklassen zusammen. Kontakt war und ist für mich und meine Arbeit immer die Basis gewesen. Es macht mit große Freude zu sehen, wie Kinder und Menschen aller Altersklassen, ihr Potential entfalten, wenn sie den Raum dazu erhalten und jemand da ist, der diesen Raum mit Achtsamkeit hält. Viel mehr braucht es oft nicht, damit das, was aus Balance geraten war, wieder sanft ins Lot kommt. Wenn ich meinem Gegenüber mit Offenheit begegne, so kann auch der Mensch, egal in welchem Alter, sich öffnen.

Durch die vielen Coronaauflagen ist das Gefühl der Verbundenheit für viele Menschen in den Hintergrund gerückt. Es berührt mich zutiefst, wenn ich sehe, wieviel Unsicherheit entstanden ist und wieviele Ängste das Leben besonders von Kindern und Jugendlichen einschränken. Es schmerzt mich, zu sehen, wie das natürliche Bedürfnis des Menschen nach Berührung und Kontakt unterdrückt wird, zugunsten einem künstlich aufgebauten Glaubenssatz, das dadurch die Gesundheit gestärkt wird. Wie ver-rückt!

Hier also mein erster Wunsch für unsere Gesellschaft:

Das alles, was ver-rückt ist, wieder an seinen Ursprungsplatz rückt, das aus einer künstlichen Ordnung die Erinnerung an die natürliche, uns innewohnende Ordnung erwächst. Ich wünsche mir, dass der Mensch wieder sein Vertrauen in seine Gesundheit findet, denn diese ist das Leben selbst. Wir alle sind das Leben! Wir sind der Ausdruck des Geistes, der dem was ist Lebendigkeit schenkt. In allen Farben, in all seinen natürlichen Formen. Ich wünsche mir, dass ein jeder Raum hat sein Potential zu entfalten und die Unterstützung erhält, die er oder sie braucht. Hierzu braucht es eine Gesellschaft, die ein neues Bewusstsein entfaltet. Es braucht Menschen, die das zur Zeit moderne Wort der Achtsamkeit wirklich leben und um ihre Verbundenheit mit der Natur, mit den Tieren und mit allen Menschen wissen. Denn erst aus diesem Wissen heraus, erwächst die Erkenntnis, dass das Handeln jedes Einzelnen wichtig ist und dass wir alle die Verantwortung für das Weltgeschehen im Kleinen wie im Großen tragen. Und oft sind es die kleinen Dinge, die mithelfen, dass rigide Strukturen sich auflösen, zugunsten von der uns allen innewohnenden Herzensweisheit. Dies kann praktische Hilfe für den Nachbarn sein, die Gründung gemeinschaftlicher Projekte, ein offenes Ohr für die Sorgen eines Menschen , das gemeinsame Lachen und Spielen mit einem Kind, das Müllsammeln im Wald – einfach so, aus dem Herzen heraus.

Ich wünsche mir für unsere Kinder wieder die Freiheit zu atmen und ein Schulsystem, dass ihnen ein flexibleres Lernen ermöglicht. Wenn ich zur Zeit sehe, wieviel Stress und Druck auf dem Gymnasium bei meiner Tochter aufgebaut wird, schüttele ich innerlich oft den Kopf. Es sind so viele Jugendliche, die dem Stress in ihren jungen Jahren nicht mehr stand halten und professionelle Hilfe brauchen, um sich wieder zu spüren, um neu zu lernen zu entspannen. Wie schön wäre es, wenn das Herz auch in unseren Schulen mehr Raum bekäme und Wissen nicht mehr mehr gleichgesetzt wird mit gute Noten zu schreiben.

Ich wünsche mir dass das Wort „alleinerziehend“ durch das Wort „gemeinsam erziehend“ ersetzt wird und niemand mehr weg schaut, wenn Kinder in Not sind. Ich wünsche mir, dass Kinder Kinder sein können, dass sie wieder selbstverständlich in der Natur herum tollen und ihre Sinne durch den natürlichen Kontakt mit Mutter Erde geschult werden. Das Lauschen auf den Wind, das Spüren des Regens und der Sonne auf der Haut, das Ausprobieren der Stimme im Dialog mit den Elementen und natürlich mit Freunden. Wie schnell wären dann die vielen zur Zeit notwendigen Therapien, wie Logopädie, Ergotherapie, Lerntherapie etc., überflüssig.

So vieles berührt mich im Moment… Meine Mutter wird in diesem Jahr 80 und ist an Demenz erkrankt. Die Worte zerfallen in ihr und auch das Ansteuern von Bewegungen wird für sie immer mühsamer. Wie schwierig es ist, seinen Eltern ein würdevolles Altern zu ermöglichen, ist gerade eine nicht einfache Erfahrung für mich.

Dies ist mein nächster Wunsch: Das die Seele und die Geschichte des alt gewordenen Menschen gewürdigt wird. In Seniorenheimen ist dies zur Zeit kaum möglich. Das Pflegepersonal ist oft super bemüht, aber unterbesetzt, das Essen aus der Großküche. Die Idee biologisch angebautes Essen und viel frisches Obst und Gemüse anzubieten, um eine optimale Versorgung mit Nährstoffen zu ermöglichen, scheint utopisch und ist überhaupt nicht im Bewusstsein von Seniorenheimen. Im Gemeinschaftsraum tönt oft laute Rumtata Musik, als ob alle älteren Menschen automatisch schwerhörig wären und im Alter der seichte Musikgeschmack dazugehören würde. Meine Mutter hat zum Beispiel immer gerne Klassik gehört, mein Vater war Opernsänger. Konzerte, Kultur gehörten zu unserem Alltag. Dies hat in Seniorenheimen kaum Raum. Wie schön wäre es, wenn Alt und Jung näher beieinander wären! Ich wünsche mir kreative Menschen, die neue Visionen für Lebensgemeinschaften entwicklen, in denen es Freude macht, alt zu werden und in denen auch kranke Menschen mit Achtsamkeit gepflegt werden. Ich weiß, es gibt dazu erste Ideen und auch spannende Projekte und dies macht Mut in dieser Zeit des Wandels! Lasst uns neue Räume kreieren und dort hinschauen, wo alte Konzept durch Neue ersetzt werden wollen und einfach beginnen!

 

Herzlichst, Stefanie Juds

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